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Das Patriarchat betrifft uns alle

Gayatri Malhotra/Unsplash
Gayatri Malhotra/Unsplash

"Patriarchat? Was soll das sein? Haben wir denn sonst keine Probleme?"
Selten wird #whaboutism so leidenschaftlich verwendet, wie von den Hans-Jörgs der Kommentarspalte, die "Patriarchat" lesen und sofort in den Notfall-Argumentationsmodus übergehen.

Denn immerhin betrifft sie dieses abgedroschene Thema kein Bisschen und wenn, dann nur darin, dass es Frauen heutzutage doch eh schon fast besser als Männer hätten und die Herren der Schöpfung einen Maulkorb verpasst bekommen und fast nichts mehr sagen dürfen.
Also könnten sich die Feministinnen bitte mal etwas Neues einfallen lassen?

Ich kann es nicht mehr hören. Denn die Wahrheit ist: Das Patriarchat betrifft uns alle und auch Männer leiden darunter.

Frauen wie Männer sind von Geschlechterstereotypen und -ungleichheiten betroffen. Ein paar Beispiele:

▪️ Der Großteil der Aufgaben im Haushalt und Familienleben werden immer noch Frauen zugesprochen, wodurch sich Männer meist weniger beteiligen. Gleichzeitig kann das im Falle einer Trennung aber auch dazu führen, dass Vätern weniger Rechte zugesprochen werden.

 

▪️ Frauen leiden seit jeher an unerreichbaren Schönheitsidealen, nicht zuletzt seit social media steigt aber auch der Druck auf Männer. Zwar entscheiden sich noch immer Frauen öfter für Eingriffe, allerdings ist in den letzten Jahren die Zahl von Männern, die eine Schönheitsoperation haben durchführen lassen, sprunghaft angestiegen. Dazu zählen auch minimalinvasive Eingriffe.

 

▪️ Männern wird in vielen Fällen automatisch eine größere Kompetenz zugesprochen. Dieser "Kompetenz-Vorschuss" bleibt Frauen oft verwehrt. Grund dafür kann das Bild des starken "Machers" sein, das fester Bestandteil des klassischen Männerbilds ist. Das sorgt für Druck, immer präsent und nie krank zu sein, und knüpft an das Bild des Versorgers an. Wer Emotionen zulässt, diese zeigt oder sich gar Hilfe sucht, kann noch immer als schwach abgestempelt werden. Man müsse sich das immerhin mit sich selbst ausmachen können. (Nein, muss man nicht - sich Hilfe zu suchen ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche!)

Das Privileg kann also zu psychischen Problemen führen. Zudem ist die Suizidrate bei Männern deutlich höher, was laut einer in Montreal durchgeführten Analyse ebenfalls mit dem Männerbild in Zusammenhang gebracht werden kann.

Und? Denkst du noch immer, dass dich das Patriarchat nicht betrifft?