"Wir brauchen keinen Feminismus mehr, lass doch endlich mal gut sein."
Musst du bei dieser Aussage auch automatisch die Augen verdrehen? Sie ist nämlich nicht nur grundfalsch, sondern auch noch verdammt ignorant.
Hast du das auch schon mal erlebt? Du schneidest ein politisches Thema an, streifst es vielleicht sogar nur. Und sobald sich das Thema der Gleichberechtigung zuwendet, wird dir brüsk das Wort
abgeschnitten.
"Feminismus? Brauchen wir doch nicht mehr, ihr seid doch längst gleichberechtigt."
Á la: Was wollt ihr denn noch alles? 🤮
Wir brauchen den Feminismus noch immer. Jetzt. Morgen. 2028. Weil es noch immer Jahrzehnte dauern wird, bis sich signifikante Änderungen durchgesetzt haben. Leider.Benachteiligung, Unterdrückung,
Diffamierung bis hin zu Hass und Gefährdung sind für weiblich Gelesene und marginalisierte Gruppen immer noch Alltag.
Und obwohl es stimmt, dass sich in den letzten Jahrzehnten einiges getan hat (an dieser Stelle ein nochmaliges Danke an alle Beteiligten), sind wir noch längst nicht da, wo wir sein könnten. Oder
sollten.
Abseits der sich nur langsam schließenden Pay- und Care-Gap gab es einige positive Veränderungen. Eine Gegenüberstellung.
▪️ Mehr Frauen in Führungspositionen und eine stärkere Präsenz in der Politik, erste Gesetzesänderungen in diversen Ländern, um die Pay Gap zu schließen. Dem gegenübergestellt allerdings das
Problem der "Frauenquote", die immer wieder gerne als Negativbeispiel angeführt wird, was den wachsenden Anteil an Frauen angeht.
▪️ Mehr reproduktive Rechte, der gegenüber aber konservative Bewegungen stehen, die die Selbstbestimmung von Gebährfähigen einschränken und wieder zurückdrängen (z.B. USA, Polen).
▪️ Eine höhere Sicherheit durch mehr Gewaltschutz und strengere Verfolgung von etwa B3lästigung am Arbeitsplatz, der gegenüber aber immer noch eine sehr hohe Dunkelziffer steht.
▪️ Frauen haben immer mehr Zugang zu Bildung, was natürlich auch die Sichtbarkeit in Führungspositionen und Politik begünstigt. Gleichzeitig gibt es aber immer noch sehr viele Regionen, in denen Frauen eine Ausbildung verwehrt bleibt oder ihnen sogar wieder entrissen wird (z.B. Iran).
▪️ Finanzielle Abhängigkeit ist für viele Frauen heutzutage keine mühsame Errungenschaft mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit. Dennoch gibt es immer noch viel zu viele, denen eine finanzielle Freiheit verwehrt bleibt, nicht nur durch die Pay Gap, sondern auch durch das immer noch vorherrschende Familienbild, das Frauen nach wie vor in Teilzeitjobs drängt.
▪️ Das Bild der Familie ist im Wandel, Väter beteiligen sich immer mehr an Care Arbeit und gehen immer öfter in Karenz. Allerdings lastet noch immer das Stigma der Hausfrau, die sich um Heim und
Kinder zu kümmern hat, auf der Gesellschaft. Was nicht nur Frauen belastet, sondern es auch Männern erschwert, sich ohne Vorurteile dafür zu entscheiden, bei den Kindern zu Hause zu
bleiben.
Es gibt also noch viel zu tun - und du kannst Teil dieser Veränderung sein! ✊